Über das Hier und Jetzt und heilsamer Kreativität
Ein außergewöhnlicher Monat geht zu Ende: Der Quarantäne-April. Mit wiedergefundenem Optimismus und heilsamer Kreativität haben wir uns einen Weg durch diese verrückte Zeit gebahnt.

Ein Blick am Wiesenrand und meine Sorgen verpuffen. Mit ausgestrecktem Blütenkopf steht er da, der erste Mohn in diesem Jahr. Als ob er auf mich gewartet hat, um mir zuzuwinken, mich zu trösten, mich mit dem Hier und Jetzt wieder zu versöhnen.

Es riecht nach regengeküsster Erde, die Vögel zwitschern um die Wette und ein Stückchen weiter weg hält ein Schmetterlingspaar ein fröhliches Tänzchen. Und ich bin einfach nur dankbar, dass ich mir in dieser verdrehten Zeit meinen Blick für das Wunderfeine noch bewahrt habe. Das gibt mir Kraft meine Aufgaben mit Freude im Herzen zu meistern.

Und Aufgaben gab es genug im April! Ihre Umsetzung gestaltete sich den Umständen entsprechend. Sie wurden nach ihrer Wichtigkeit sortiert und manche sogar von der Liste gestrichen, bzw. auf den Mai verschoben.
Oberste Priorität hatten dabei natürlich unsere Kundenbestellungen. Einige Schwälbchen und Schwalbenkinder durften in ihr neues Zuhause einziehen und von ihren Puppeneltern in Empfang genommen werden.
Dabei blieb leider keine Zeit für neue Unikate-Puppenkinder, aber aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben.
Dafür habe ich es geschafft, mit der Puppeterie umzuziehen. Der große Vorteil dabei ist, dass ich jetzt viel mehr Tageslicht habe sowie ganz viel Übersicht und Ordnung in meinen Materialschränken.
Und zum guten Schluss konnte ich, nach unendlich viel Recherche, endlich die Stoffauswahl für die neuen Kleidersets der Puppenkinder abschließen. Das lange Suchen hat sich gelohnt, denn die Farben und Muster der neuen Stoffe entsprechen ganz meinen Vorstellungen und ich bin total verliebt darin. Es kribbelt schon in den Fingern mit dem Nähen anzufangen und ich freu mich schon so sehr darauf.


„April, April!“ wünschte ich, hätte mir jemand zugerufen und 2020 wäre nicht wie bisher geschehen. Aufregung und Angst, Unbeholfenheit und Ungewissheit – auch wenn ich mich damit nicht in diesem Rückblick beschäftigen wollte, wie könnte ich es ignorieren, nimmt es doch einen viel zu großen Platz in meinem Alltag ein. Es folgen also einige Quarantäne-Gedanken.
Im Wesentlichen hat sich bei mir nicht viel geändert. Home-Office ist seit 2017 meine Arbeitsrealität, Kinder habe ich keine und meine Tage füllen sich auch ohne Sauerteig. Und doch hat es mich schlimm getroffen, denn ich vermisse meine Familie und meine Freunde. Ich vermisse die Unbeschwertheit einfach raus zu gehen, unbedacht und leicht. Meine liebste Freundin zu drücken, wenn wir uns draußen für einen Spaziergang treffen. Es schmerzt mich, mit meiner Mutter zu quatschen, sie in der ersten Etage ihrer Wohnung am Fenster und ich vorm Haus. Nachbarn schließen laut die Fenster, weil sie sich gestört fühlen von unseren Worten.
Und Arbeiten erscheint ein großer Konzentraionsakt zu sein, auch wenn ich mir sage: Im Wesentlichen hat sich nichts geändert.

Und doch hat sich gefühlt alles geändert. Eine neue Realität tut sich auf. Und es ist bestimmt Jammern auf sehr hohem Niveau in Anbetracht auf das aktuelle Weltgeschehen, also heißt es: Schlimmer geht immer, Zähne zubeißen und ab durch die Mitte. Okay, einiges habe ich auch nach hinten verschoben, also in den Mai. Unser Shop sollte sich schon längst hübsch im neuen Gewand zeigen und neue Papeterie-Produkte im Shop sein. Aber das bringt alles nichts, wenn nichts klappen möchte und nichts gefällt.
Wenn Kreativität der einzige Weg durch die Krise ist
Neben den täglichen Spaziergängen und der neu entdeckten Freude am Sport (ja, wirklich!), waren mir im April meine Farben, Pinsel und Papiere die Dinge, die mich durch diesen Monat gebracht haben. Wie heilsam Kreativität sein kann! Das vergesse ich oft, wenn ich mich in bürokratischen Einzelheiten verliere und z.B. nach Neuerungen im DSGVO-Dschungel recherchiere oder mir gefühlt tausend Stunden Gedanken darüber mache, welche Hintergrundfarbe es denn nun werden soll für unsere Website. Hoch lebe also die Kreativität, die es immer wieder schafft eine Balance zwischen mir und meinen Ängsten zu schaffen. Die mich dann aufatmen lässt, wenn ich es am nötigsten habe. Die meine Lebensfreude-Tanker wieder auffüllt und mir Mut macht, dass es im Wesentlichen besser werden wird.
